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Wie sinnvoll ist Bestattungsvorsorge?




Vorsorge

Früher oder später ist es soweit

Für manche Menschen ist die Vorstellung sich schon zu Lebzeiten mit dem Tod und der eigenen Beerdigung zu befassen befremdlich, ja sogar überflüssig. Ins Leben zu investieren liegt näher. Schöne Reisen unternehmen, Feste feiern, im Hier und Heute aus dem Vollen schöpfen.

Andere empfinden das frühzeitige Regeln letzter Dinge als wichtige Aufgabe, um z.B. den Kindern nicht zur Last zu fallen. Das nötige Geld wird zur Seite gelegt und alles entschieden. Viele Bestattungsunternehmen bieten fertige Vorsorge-Pakete an, die im Sterbefall nur noch aus der Schublade gezogen werden müssen.


Wieder andere legen vieles detailreich fest, weil sie von ihren gesetzlich bestattungspflichtigen Familien entfremdet leben. Dann ist die Bestattungsvorsorge eine gute Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass trotz alledem den eigenen Vorstellungen und damit dem eigenen Sein auch im Abschied entsprochen wird.


You’ll never walk alone

Es gibt also je nach Lebenslage unterschiedliche Bedürfnisse bezüglich der Bestattungsvorsorge. Oft wird in der Argumentation pro Vorsorge mit Begriffen wie Selbstbestimmung und Autonomie operiert. Auch wird die Vorsorge als eine Form deklariert, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen. Oder als guter Dienst an den An- und Zugeghörigen, die dadurch mehr Zeit für die eigene Trauer gewinnen sollen.

Der Teufel jedoch steckt im Detail. Denn zugespitzt setzen diese Gedanken voraus, dass wir im Leben wie im Tod alles unter Kontrolle haben und somit den Abgang aus dem Leben nur als eine letzte Angelegenheit auf unserer To-Do-Liste abarbeiten können. Aber ist das so?

Im Todesfall gibt es so vieles, was wir nicht im Vorhinein bedenken können. Niemand von uns weiß, wann und wie wir sterben werden und was für Bedürfnisse und Wünsche sich dann entwickeln. Sowohl bei uns selbst als auch unseren An- und Zugehörigen.


Meine Wünsche, deine Wünsche

In der konkreten Situation ergeben sich häufig Dilemmata. Ein klassisches ist beispielsweise das Thema Grabstätte. Was ist, wenn die Zurückbleibenden feststellen, dass sie gegen die eigene frühere Annahme doch eine Grabstätte brauchen und die verfügte anonyme Beisetzung für sie eigentlich gar nicht passt? Und was passiert, wenn das Bedürfnis entsteht, sich von der verstorbenen Person noch einmal zu verabschieden, im Vorsorgevertrag eine Abschiednahme aber nicht angedacht wurde? Was, wenn der verstorbene Mensch eine Abschiedsfeier festgelegt hat, die zu den Bedürfnissen der daran Teilnehmenden in keiner Weise passt?

Unter dem Einfluss solcher Diskrepanzen kann ein Bestattungsweg zu einer ambivalenten, im schlechtesten Fall stressreichen Herausforderung werden. Ärger, Unsicherheit und Ohnmachtsgefühle machen die Trauer nicht leichter.


Offenheit und Weitblick wagen

Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, dass diejenigen, die vorsorgen wollen, über die möglichen Dilemmata ihrer Festlegungen im Vorfeld gut aufgeklärt werden. Dann wird aus dem starren Vorsorge-Paket eine lebenskluge Verfügung. Sie setzt Eckpunkte zwar fest, lässt aber ebenfalls Raum für Veränderungen. Der englische Schriftsteller John Donne wusste schon im 16. Jahrhundert: No man is an island. Wir leben aufeinander bezogen und sind im Leben wie im Tod auf andere angewiesen.


Unsere Erfahrungen zeigen, dass An- und Zugehörige ein großes Bedürfnis haben, sich an den Wünschen der Verstorbenen zu orientieren und in ihrem Sinne zu handeln. Das Vermächtnis der Toten hat Gewicht. Es zu kennen, weil im Leben darüber gesprochen wurde, gibt Halt, wirkt entlastend und erspart Schuldgefühle aus Unsicherheit über womöglich falsch getroffene Entscheidungen. Gleichzeitig erleben wir, wie wichtig Entscheidungsfreiräume sind, um der Trauer der An- und Zugehörigen gerecht zu werden.


Mehr Für- als Vorsorge

Daher: Bestattungsvorsorge ja, aber immer so, dass mögliche Dilemmata und unterschiedliche Blickwinkel und Bedürfnisse mit einbezogen werden. Die Ungewissheit, die in jedem Sterben liegt, kann und sollte nicht „weggeregelt“ werden. Wir sind vorsorglich, wo wir fürsorglich bleiben – zu uns selbst und den Unseren.

 

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