Ohne Worte!?
Trauerreden eilt nicht selten ein unguter Ruf voraus: Zu unpersönlich, zu lobhudelnd, zu pathetisch, zu unauthentisch, zu schwermütig, zu leblos. Viele Menschen wollen lieber gar keine Rede hören als eine schlechte, und oft wird bereits zu Lebzeiten kommuniziert oder sogar schriftlich festgelegt, dass es „keine große Feier und schon gar keine Rede“ geben soll.
Zu abstoßend sind die Erfahrungen, die auf Beerdigungen gemacht wurden.
Das ist nicht nur schade, sondern ein Stück weit tragisch, denn wer einmal die tröstende Kraft einer schönen Feier mit einer guten Rede erleben durfte, weiß, wie heilsam diese Momente und Eindrücke nachwirken.
Der Blick auf das Leben. Der Blick auf die Toten.
Beerdigungen und Abschiedsfeiern bringen in den meisten Fällen Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen der*des Verstorbenen zusammen. Das gelebte Leben zu betrachten, den verstorbenen Menschen in seinen unterschiedlichen Facetten sichtbar zu machen, holt ihn in die Mitte derer, die zum Abschiednehmen gekommen sind.
Wie schön, wenn jene, die mit den Toten verknüpft waren – und es emotional immer noch sind und bleiben werden – persönliche Ansprache erfahren. Wenn Beziehungen gewürdigt werden, schwierige Zeiten benannt und unbeschwerte Momente aufblitzen dürfen.
Wenn die Menschen nach der Beisetzung sagen: „Genau so ist er*sie gewesen!“
Der Blick auf den Tod. Der Blick auf die Lebenden.
Dabei ist der Blick auf das Leben der Toten nur ein Aspekt der Rede, denn die Lebenden sind es, die den Raum mit ihren Empfindungen und deren Ausdruck füllen. Die einen Umgang finden müssen, mit dem Verlust umzugehen und die endgültige Abwesenheit eines Menschen fortan in ihr Leben zu integrieren.
Wie haben sie das Sterben ihrer Toten erlebt? Als Schock? Begleitend? Allein? Mit anderen?
Eine Rede, die das Sterben und den Tod ausklammert, geht oftmals an der Wirklichkeit und dem damit verbundenen Schmerz der An- und Zugehörigen vorbei. Trauer braucht Menschen. Menschen die uns sehen und unsere Gefühle mit uns (aus)halten.
Trauer- oder Lebensrede?
Vor dem Hintergrund des Letztgesagten sprechen wir im Trostwerk nach wie vor sehr gerne und sehr bewusst von Trauerrede oder Trauerfeier, denn wir möchten Mut machen der eigenen Trauer zu begegnen, in eben den Facetten, die sie hat. Sie darf da sein. Angesprochen, ausgesprochen – und nicht bloß als Elefant im Raum. Es gibt wenig bis gar keinen öffentlichen Raum für Trauer, gilt sie doch als Privatsache – die Trauerfeier aber ist ein solcher.
Dass Traurigkeit dabei nur einer der vielen Aspekte von Trauer ist, wird in der bunten Vielfalt an Abschiedswünschen, -wegen und -gestaltungen, die sich zeigen und entwickeln, ohnehin sichtbar.
Also, wer spricht?
Weil wir um die Wichtigkeit und den Trost der richtig guten Rede wissen, arbeiten wir seit Anbeginn mit freien Redner*innen zusammen, deren pointierte, feine, lebenskluge, humorvolle, eloquente und empathische Art wir schätzen. Denen wir „unsere“ An- und Zugehörigen und die Lebensgeschichte ihrer Verstorbenen aus ganzem Herzen anvertrauen mögen.
Bis 2023 war das vor allem Annette Rosenfeld, die zwar inzwischen selbst keine Reden mehr hält, aber weiterhin die überragende Qualität ihrer Arbeit und Erfahrung als Ausbilderin zur Verfügung stellt (Infos unter: www.vom-kommen-und-gehen.de).
Im Kreis derer, die wir überzeugt und aus unserer Erfahrung empfehlen sind:
· Kersten Artus (blog.kerstenartus.info)
· Lavinja Jäkel
· Silke Lahmann-Lammert (abschiedszeilen.de)
· Stefanie Champa Lanz (www.sterbeamme-hamburg.de)
· Mirko Thiele (www.deinmirko.de)
· Stefanie Viereck (www.gezeitenwechsel.org)