Wenn jemand im FreundInnenkreis stirbt...


Das haben viele schon erlebt: Ein Freund stirbt an Krebs, eine Freundin erleidet einen tödlichen Unfall, ein Herz- oder Schlaganfall ereilt jemanden aus dem Freundeskreis. Was nun? Es könnte sogar der/die eigene LebensgefährtIn sein? Viele wissen nicht, dass die gesetzliche Bestattungspflicht allein bei den biologischen Familienangehörigen liegt, wenn dies zu Lebzeiten nicht ausdrücklich anders geregelt wurde.

Je nachdem, wie sich das Verhältnis zu den bestattungspflichtigen Angehörigen gestaltet, stehen Freundinnen und Freunden mehr oder weniger Beteiligungsmöglichkeiten und Raum für die eigene Trauer im Abschiedsprozess zur Verfügung. Manche werden dankbar einbezogen, können mitwirken, mitgestalten, andere werden „nur“ oder „immerhin“ eingeladen zu Abschieden, Trauerfeiern und Beisetzungen.  

Darüber hinaus aber, jenseits des Privaten, gesteht unsere Gesellschaft - und vielleicht auch wir selbst - der Trauer um Freunde und Freundinnen wenig Raum zu. Wer fragt schon auch nach den ersten Wochen noch, wie es einer mit dem Tod einer Freundin geht? Auch wenn nicht gerade die/der eigene PartnerIn gestorben ist… - sind „Freundschaften“ nicht manchmal genauso tief, bedeutsam und wichtig? Ist „Familie“ für uns alle wirklich so viel mehr wert als „FreundInnen“?

Auch ist eine Befreiung von der Arbeit oder zeitweilige Veränderungen der Arbeitsstrukturen aufgrund solcher Todesfälle sind nicht vorgesehen und hängen jeweils allein von dem Verständnis der Vorgesetzten ab - formal steht im Zweifel nur die Möglichkeit der Krankschreibung zur Verfügung, als ob Trauer um einen Freund oder eine Freundin eine Krankheit ist...  Und dennoch ist dies dann oft die einzige Möglichkeit, der eigenen Trauer Raum zu verschaffen, in einer (Arbeits)welt, welche Trauer nicht als natürliche Reaktion auf einen Verlust wertschätzt, sondern lediglich als „Betriebsstörung“ verbucht.  

Umso wichtiger, dass Vorgesetzte um die Dimensionen von Trauer wissen und entsprechende Freiräume zu vertreten und zuzugestehen lernen. Wenn Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz diesbezüglich unverstanden fühlen, warum nehmen Sie nicht einfach mal einen Flyer der Beratungsstelle Charon mit und überreichen diesen Ihrem/r Vorgesetzten oder auch der Personalabteilung? Wer weiß, vielleicht stoßen Sie ja auf offenere Ohren, als Sie hoffen? 

 

 

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