Bestattungsvorsorge? You’ll never walk alone!

Manche sagen: Warum sollte ich mich mit meiner Bestattung auseinandersetzten und dafür sogar Geld sparen? Nach dem Tod bin ich doch sowieso nicht mehr. Also lieber ins Leben investieren, noch einmal reisen, noch einmal ein großes Fest feiern und nach mir die Sintflut.

 

Andere finden: Ich will meinen Kindern nicht zur Last fallen und daher schon einmal alles regeln. Also vorgesorgt, das nötige Geld zur Seite gelegt und alles entschieden. Viele Bestattungsunternehmen bieten Rundum-Sorglos-Pakete an, die im Sterbefall nur noch aus der Schublade gezogen werden müssen.

 

Wieder andere legen vieles detailreich fest, weil sie von ihren gesetzlich bestattungspflichtigen Familien entfremdet leben. Dann ist die Bestattungsvorsorge eine gute Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass trotz alledem den eigenen Vorstellungen und damit dem eigenen Sein auch im Abschied entsprochen wird.

 

Es gibt also je nach Lebenslage unterschiedliche Bedürfnisse bezüglich der Bestattungsvorsorge. Oft wird in der Argumentation pro Vorsorge mit Begriffen wie Selbstbestimmung und Autonomie operiert. Auch wird die Vorsorge als eine Form deklariert, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzten. Oder als guter Dienst an den Angehörigen, die durch diese mehr Zeit für die eigene Trauer gewinnen sollen.

 

Nur: Der Teufel steckt im Detail. Denn zugespitzt setzen diese Gedanken voraus, dass wir im Leben wie im Tod alles unter Kontrolle haben und somit den Abgang aus dem Leben nur als eine letzte Angelegenheit auf unserer To-Do-Liste abarbeiten können. Aber ist das so?

 

Im Todesfalle gibt es so vieles, was nicht im Vorhinein bedacht werden kann. Keine weiß, wann und wie sie sterben wird und was für Bedürfnisse und Wünsche sich dann entwickeln.

 

In der konkreten Situation ergeben sich häufig Dilemmata, die keine so vorausgesehen hat: Zum Beispiel - und das sind die Klassischen - was ist, wenn die Zurückbleibenden in der Situation feststellen, dass sie gegen die eigene Annahme doch eine Grabstätte brauchen und die anonyme Beisetzung für sie eigentlich gar nicht passt? Und was passiert, wenn das Bedürfnis entsteht, sich von der Toten noch einmal zu verabschieden, diese das aber nicht verfügt hat? Und was geschieht, wenn die Tote eine Abschiedsfeier festgelegt hat, die zu den Bedürfnissen der an ihr Teilnehmenden in keiner Weise passt?

Dann aber wird die Bestattung zu einem höchst ambivalenten und der Trauer wenig zuträglichen Unternehmen. Dann ärgert mensch sich über das so unpassende Arrangement oder die Rede, die der Toten nur wenig gerecht wird, oder über die Unmöglichkeit, die Tote noch einmal zu sehen.

 

Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, dass diejenigen, die vorsorgen wollen, über die möglichen Dilemmata ihrer Festlegungen im Vorfeld gut aufgeklärt werden. Geschieht das aber, sehen die Vorsorgeverträge in der Regel sehr anders aus. Sie setzen Eckpunkte zwar fest, lassen aber auch Raum für Veränderungen. Denn No man is an island. (John Donne) Wir leben aufeinander bezogen und sind spätestens nach unserem Tod auf andere angewiesen. Und wären vielleicht auch bereit, angesichts spezifischer Umstände unsere Ansichten posthum zu ändern.

 

Drum ist es neben Vorsorgeverträgen oder Sterbegeldversicherungen so viel wichtiger, dass wir Menschen mit Vorsorgevollmachten ausgestattet haben, die uns gut kennen und denen wir vertrauen. Damit diese im konkreten Fall in unserem Sinne entscheiden können.


Unseren Erfahrungen nach orientieren sich die meisten Zurückbleibenden, wenn die Entfremdung nicht zu groß war, sowieso daran, was im Sinne der Toten gewesen wäre. Dabei ringen sie, indem sie sich mit der Bestattung intensiv beschäftigen,

um das Vermächtnis ihrer Toten. Ihre Entscheidungen bringen ihre Trauer sichtbar zum Ausdruck und wirken durch diesen Spiegel stärkend und tröstlich. Der Abschied wird so zum eigenen Abschied. Genau dazu sind aber Abschiedsrituale da. Zu starre Vorsorgeverträge berauben die Zurückbleibenden dieser Möglichkeit. Denn sich mit der Bestattung auseinanderzusetzten kann ein sehr gutes Vehikel sein, um zu trauern.

 

Daher: Bestattungsvorsorge ja, aber immer so, dass mögliche Dilemmata mit einbezogen werden und auch die Ungewissheit, die in jedem Sterben liegt, nicht „weggeregelt“, sondern ausgehalten und ein guter Umgang mit ihr gesucht wird. 

 

 

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