Was bedeutet Trost? Wie entsteht Trost? Was tröstet? ...

Wir als trostwerk schreiben uns das Wort sogar in den Namen und machen es für unsere anderen bestattungen zum Programm. Was aber meinen wir damit?

 

Sprachlich gesehen entstammt die Wortwurzel dem Indogermanischen und bezeichnet in seiner Verwandtschaft zu dem Wort treu soviel wie innere Festigkeit. Dem entspricht das englische und in seinen Ursprüngen aus dem Lateinischen stammende Wort comfort, das eine Stärkung meint. Es geht also um die Wiedergewinnung von Mut und Zuversicht durch etwas, was vertraut ist, das wir kennen und das vielleicht in einer Situation, die Schmerzen mit sich bringt, Halt zu geben vermag.

In der Antike gab es sowohl bei den Griech*innen als auch den Römer*innen die sogenannte Trostschrift, die consolatio, die sich an die Angehörigen von Gestorbenen richtet und Mut machen will. In der christlichen Leichenpredigt ist dieses Ansinnen übernommen worden und wird bis heute im Rahmen der christlichen Trauergottesdienste sowie in weltlichen Trauerfeiern praktiziert. Dabei spielt seit der Neuzeit die Lebensgeschichte der Verstorbenen wieder eine größere Rolle. Das gibt uns zwei Antworten auf die Frage Was tröstet? an die Hand:

 

1. Erinnerungen

Es kann tröstlich wirken, sich an die Gestorbenen zu erinnern. Durch das aktive Erzählen von ihnen, durch das Erinnern im Alltag sowie durch eine lebensgeschichtlich zentrierte Trauerrede wird Toten zum einen ein Platz in der Gemeinschaft zugesprochen, der die Tatsache ihres Todes überdauert.

Zum anderen aber erleben Trauernde, dass ihre Toten auf der stofflichen Ebene zwar fort sind, die Trennung radikal ist, auf einer seelischen Ebene aber doch sehr präsent zu bleiben vermögen, die Trennung also doch relativ bleibt. Was manchmal tröstet, weil die Erinnerung schön ist und stärkt, und manchmal quält, weil Schwieriges immer noch danach ruft, durch seelische Bewegungen aufgelöst zu werden.

 

2. Einbettung in größere Zusammenhänge

Trost kann uns aber auch erreichen, wenn wir den Tod eines für uns wichtigen Menschen im Rahmen eines größeren Zusammenhanges verstehen lernen und das nicht nur kognitiv, sondern eben mit allen Fasern des eigenen Seins. Dabei können die Zusammenhänge unterschiedlicher Natur sein: religiös, philosophisch, anderweitig spirituell oder auch sozial.

Mit jedem Tod steht ja die Frage zur Debatte, was Leben für uns bedeutet. Verstehen wir es als ein Geschenk, als eine Leistung (Lebensleistung) oder als etwas rein Biologisches, das vor allem der Arterhaltung dient? Weitere Möglichkeiten, auch Mischformen gibt es viele. Unser Weltbild steht also auf dem Prüfstand: Je nach Todesart oder Krankheitsverlauf wird es uns Halt geben, innere Festigkeit vermitteln, uns trösten oder aber an seine Grenze kommen, neu formuliert werden müssen, so dass wir vielleicht in Folge Dinge annehmen, die wir vorher nicht geglaubt haben, oder umgekehrt. Gelingt es aber, ein Weltbild zu finden und sich in ihm zu verorten, welches die durch den Tod gemachte Erfahrung zu bergen weiß, wird dies tröstlich wirken. Egal, ob es religiöser, spiritueller oder philosophischer Natur ist.

Darüberhinaus sind es soziale Zusammenhänge, die sich als tröstlich erweisen können, weil sich Trauernde in ihnen aufgehoben fühlen. Wenn Menschen sich um andere kümmern, zuhören, gemeinsam Erinnerungen folgen, auch die immer wieder neu entstehende Leere zusammen aushalten oder helfen zu neuen Ufern aufzubrechen, dann vermittelt das Halt und Geborgenheit in einer eher unbehausten Zeit.

 

Aus all dem Geschriebenen aber ziehen wir als trostwerker*innen den Schluss, dass wir es für wichtig erachten, Ihnen und Ihren Toten freundlich, verständnisvoll und mit Interesse für Ihre Geschichten zu begegnen. Sie sind und bleiben ein wichtiger Teil der Gemeinschaft. Weshalb wir uns Zeit und Aufmerksamkeit nehmen, gemeinsam mit Ihnen einen Abschiedsrahmen zu gestalten, der Ihnen und Ihren Toten angemessen ist, Ihren Weltbildern oder auch nur Fragen entspricht und Ihnen so Halt zu geben vermag in einem Grenzbereich menschlichen Lebens. 

 

 

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